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Lehren aus Spanien

Warum die Einheit mit der Bourgeoisie den Kampf gegen Faschismus unmöglich macht

Der Aufstieg des Faschismus in Spanien war eine Reaktion auf die Radikalisierung der ArbeiterInnenklasse. Die 1931 ausgerufene spanische Republik konnte die dringenden Probleme der Massen nicht lösen und für immer größere Teile der ArbeiterInnenklasse stellte sich die Frage der sozialistischen Revolution. Um dieser zuvorzukommen, zettelten FaschistInnen und Militärs unter Führung von General Franco am 17. Juli 1936 einen Putschversuch an, der große Unterstützung bei den herrschenden Eliten genoss.

Während die „demokratische“ Regierung in Madrid passiv blieb, schlugen ArbeiterInnen in spontanen Kämpfen den Militäraufstand zurück. In Katalonien übernahm ein Zentralkomitee der antifaschistischen Milizen, in dem die anarchistische Massengewerkschaft CNT den Ton angab, sogar de facto die Macht. Bauern/Bäuerinnen verteilten das Land unter sich und ArbeiterInnen übernahmen ihre Betriebe.

Aber der alte kapitalistische Staatsapparat blieb nebenher bestehen. Die republikanischen Eliten waren zwar keine FaschistInnen, aber ihr Kampf gegen den Faschismus blieb halbherzig – denn was die republikanischen KapitalistInnen noch mehr fürchteten als den Faschismus war eine sozialistische Revolution. Auch die StalinistInnen der Kommunistischen Partei arbeiteten gegen eine Revolution, weil sie auf die Unterstützung von „demokratischen“ Eliten in England und Frankreich hofften und diese nicht durch eine Kollektivierung der Wirtschaft verschrecken wollten. Sie beschränkten sich auf ein Minimalprogramm, das sogar das Privateigentum explizit schützte. Diese Strategie der „Volksfront“, also der Einheit mit „antifaschistischen“ Teilen der Bourgeoisie, funktionierte nicht, weil große Teile der bürgerlichen Eliten längst übergelaufen waren.

Die CNT und auch die sozialistische Partei POUM sahen sich im Laufe der Zeit einem immer stärkeren Propagandafeldzug ausgesetzt und traten unter Druck in die eigentlich fast machtlose Volksfrontregierung ein und lösten ihre parallelen Strukturen der antifaschistischen Komitees auf. Das spanische Proletariat hatte nun keine eigenständigen Organe mehr und die wiederaufgebaute Regierung konnte die Landbesetzungen wieder auflösen, die ArbeiterInnenmilizen entwaffnen und gegen die radikalsten Teile der ArbeiterInnenklasse vorgehen.

Der Konflikt zwischen der ArbeiterInnenklasse und dem Staatsapparat spitzte sich im Mai 1937 zu. Es kam zu Gefechten zwischen ArbeiterInnenmilizen und der paramilitärischen Spezialpolizei Guardia Civil. Während die Führung der CNT ihre AnhängerInnen dazu aufrief, die Kämpfe einzustellen, ging die Polizei in die Offensive, stürmte die Hauptquartiere der CNT und der POUM. Massenverhaftungen und 500 Tote waren die Folge. Anschließend wurden die CNT, die POUM und andere linke SozialistInnen aus der Regierung geworfen, die POUM schließlich zerschlagen und die CNT weiter unterdrückt.

Nach diesem Rückschlag war der Sieg der FaschistInnen nicht mehr aufzuhalten. Anfang 1939 konnte Franco in Katalonien einmarschieren und Barcelona ohne größere Probleme einnehmen – die größten KämpferInnen gegen den Faschismus waren schon vorher gefallen, durch die Klinge der bürgerlich-stalinistischen Republik.

Die FaschistInnen konnten aus mehreren Gründen siegen: Natürlich hatten sie gewaltige militärische Unterstützung aus Deutschland und Italien. Aber viel wichtiger war, dass die bürgerliche Regierung massiv gegen die kämpferische ArbeiterInnenklasse vorging und die StalinistInnen (und auch CNT und POUM) mit der Bourgeoisie ein Bündnis eingingen. Die Revolution, die 1936 gerade begonnen hatte, wurde durch die Führungen der proletarischen Massenorganisationen abgewürgt. Es war eine verhängnisvolle Illusion, zu glauben, dass KapitalistInnen und ArbeiterInnen das gleiche Interesse gegen den Faschismus haben können. Während die KapitalistInnen stets hoffen können, ihren Besitz an Produktionsmitteln zu behalten, nachdem der Faschismus an die Macht kommt, heißt für das Proletariat Faschismus hingegen Elend, Krieg und Tod.

Nur eine sozialistische Revolution, die die KapitalistInnen (auch die, die sich „antifaschistisch” gaben) enteignet hätte, hätte auch den Faschismus besiegen können. Doch dazu fehlte eine starke Organisation mit einem klaren revolutionären Programm – dieses Fehlen war für die spanische ArbeiterInnenklasse letztlich tödlich.

//von Stefan, RIO, Berlin //REVOLUTION Nr. 37

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